»Januarkälte umgibt mich, als ich mich auf den Heimweg mache.«
Anfang Oktober 1996, zwei Monate nach seinem 18. Geburtstag, nimmt Michael Lustenberger einen enormen Druck im Kopf und ein Ohrensausen wahr. Er fühlt sich wie ein Zug, der gleich entgleisen wird, und er kann nichts dagegen tun. In einer psychiatrischen Klinik erfährt er, daß dies nicht Ausdruck einer Adoleszenzkrise, sondern daß er manisch-depressiv ist. Zweieinhalb Jahre später schlägt das Schicksal erneut zu: Das hohe Fieber ist keine Grippe, sondern Symptom einer Akuten Lymphatischen Leukämie. Zum zweiten Mal beginnt eine Zeit voller Ängste, Schmerzen und Unsicherheit.
Begleitet wird Michael durch diese schwere Zeit von der Psychotherapeutin Erica Brühlmann-Jecklin, die zusammen mit ihm diesen schonungslosen Bericht verfaßt hat: »Eines Tages kam Michael Lustenberger in die Therapiestunde und fragte mit einer Mischung aus Scheu und Schalk in der Stimme: ›Nicht wahr, wenn einer zwei schwere Krankheiten durchmachen muss, ist er berechtigt, ein Buch über sich zu schreiben?‹ Er fragte, ob ich ihn dabei unterstützen würde. ›Aber gewiss!‹, antwortete ich, ermunterte ihn dazu, nicht zuletzt auch deshalb, weil ich um den therapeutischen Nutzen der Niederschrift von schwerem Erleben weiß.
Michis Kampfeswille, seine Tapferkeit, dunkelste Momente voller Angst wie auch schwerste Schmerzen und Übelkeit durchzustehen, ja, gestärkt daraus hervorzugehen, hat mich immer wieder berührt. Sein feiner und auch in schweren Momenten oft noch spürbarer Humor zieht sich wie ein Sonnenstrahl durch diesen Bericht. Es ist der Bericht eines jungen Menschen, dem das Schicksal zwei schwere Krankheiten auferlegte. Darüber berichtet er schonungslos und in großer Ehrlichkeit. Und ich kann den Leserinnen und Lesern versichern: Einer, der zwei so schwere Krankheiten durchmachte, hat etwas zu sagen.«